Donnerstag, 2. Januar 2014

Nigel Barley "Traumatische Tropen. Notizen aus meiner Lehmhütte"


Wenn man als Ethnologe praktische Erfahrung sammeln will, muss man raus in die Wildnis und Feldforschung betreiben. Also macht sich Ethnologe Nigel Barley auf den Weg nach Kamerun um das kleine Völkchen der Dowayos zu erforschen. Doch statt danach einen trockenen Bericht über seine Erkenntnisse zu liefern, schreibt er ein witziges und ehrliches Buch über seine Erfahrungen. Diese beginnen damit, dass die Bürokratie in Kamerun gemeinsam mit dem Bankensystem alles zu tun scheint, um ihn am Erfolg seiner Reise zu hindern. Und auch die Dowayos haben nicht die letzten Jahrhunderte sehnsüchtig auf einen Ethnologen gewartet, der ihre Sprache nur mühsam lernt und versucht, ihre Rituale zu verstehen. Wobei die Grenze zwischen wirklichen Ritualen und den Versuchen, den bemühten Feldforscher in die irre zu führen, sich stark zu verwischen scheinen.
 Nigel Barleys „Traumatische Tropen“ sind an manchen Stellen so witzig, dass einem fast die Tränen kommen und an anderen so ernst und einsam, dass einem an der Authentizität des Berichts kein Zweifel bleiben kann. Er berichtet von seinen Erfolgen und seinen Niederlagen und gibt sich so manchmal selbst der Lächerlichkeit preis. Und wenn er nicht weiter weiß, schaltet er in seinen „Feldforschermodus“ und verharrt stundenlang still und wartet was passiert. Selbst aktiv etwas tun kann er nämlich in den meisten Fällen nicht, da er abhängig ist von den Gebräuchen seines kleinen Stammes.  
Entstanden ist dadurch ein unglaublich kurzweiliges und gleichzeitig informatives Werk, dass die Ethnologie und ihre Ernsthaftigkeit hinterfragt und bloßstellt. Ein absolut empfehlenswertes Buch. 

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