Mittwoch, 6. April 2016

Katherine Pancol "Muchachas - Tanz in den Tag"

„Tanz in den Tag“ – was als fröhliche Geschichte über die unbeschwerte Hortense und ihren Freund Gary beginnt, zwei erfolgshungrige und lebenslustige junge Leute in New York, wird schnell zu einem ergreifenden und ernsten Roman über eine Frau (Leonie), die in einer Gewaltspirale gefangen ist. Noch jung hat sie in einer französischen Stadt lebend den Aufschneider Ray Valenti geheiratet und hofft darauf, mit ihm glücklich zu werden. Doch Ray schlägt sie und lässt all die Wut an ihr aus, die er in sich trägt. Ihre Tochter Stella bricht irgendwann aus dieser Gewalthölle aus und versucht, sich ein eigenes Leben aufzubauen. Doch die Angst um ihr Leben und das ihrer Mutter lässt sie nie los.
„Muchachas –Tanz in den Tag“ ist der erste von drei Bänden, die das Leben von Hortense, Stella und Josephine, der Mutter von Hortense, miteinander verbinden sollen. Im ersten Band überwiegt jedoch deutlich die Darstellung des Lebens von Stella und ihrer Mutter, so dass die Figuren von Hortense und Josephine etwas verloren am Rand der Geschichte stehen. So ganz klar wird beim Lesen nicht, was ihre Geschichten damit zu tun haben, aber das die Handlung auf drei Bände angelegt ist, werden sie in den folgenden Geschichten sicher noch eine größere Rolle bekommen. Von dieser Kleinigkeit abgesehen ist Katherine Pancol ein wunderbarer und einfühlsamer Roman über die Verzweiflung gelungen, die in Stella vorherrscht, weil sie nicht weiß, wie sie ihrer Mutter helfen soll. Der ganze Ort hält zu dem Helden und Feuerwehrmann Ray Valenti, niemand will etwas unternehmen, wenn ihre Mutter wieder einmal mit den Spuren eines „Treppensturzes“ oder ähnliches im Krankenhaus auftaucht. Stellas Angst beschreibt die Autorin so nah und plastisch, dass einem beim Lesen öfter ein Schauer über den Rücken läuft. Ihre Welt ist so eingeschränkt und beherrscht von Sicherheitsvorkehrungen und der Frage, wem sie trauen kann, dass ihr ein normales Leben völlig fremd ist. Dass sie daneben auch noch ihren Sohn vor dem Einfluss von Ray Valenti schützen muss, macht ihr Leben umso angespannter und verzweifelter.
Auch wenn das Cover und der Titel einen völlig anderen Eindruck vermitteln, ist „Muchachas – Tanz in den Tag“ eine sehr ernste und berührende Geschichte über die Spirale aus Gewalt und Schweigen, die in einer Gemeinschaft entstehen kann. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit den Figuren in den nächsten Büchern weitergeht. Sehr lesenswert ist auch das Nachwort der Autorin zu dieser Geschichte, das einen sofort in die Realität zurückholt und einem vor Augen führt, wie wenig fiktiv diese Geschichte ist. 

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