Freitag, 26. August 2016

Rose Tremain "Und damit fing es an"

Sie sind noch kleine Kinder, als sie sich kennenlernen, doch ihr Leben lang werden sie sich nicht mehr loslassen: Anton kommt aus einer gutsituierten jüdischen Familie, der Vater ist Bankier, seine große Leidenschaft ist das Klavierspiel. Gustav hingegen lebt allein mit seiner Mutter, einer kühlen und desillusionierten Frau in ärmlichen Verhältnissen. Dennoch haben die Jungen gleich eine Verbindung, die sie ihr Leben lang nicht wieder loslässt. Dass dies nicht nur zum Besten von Gustav ist, wird im Laufe der Geschichte immer klarer.
Rose Tremain beschreibt die Geschichte von Anton und Gustav in einer wunderbaren poetischen Sprache, die einen sofort ein Gefühl für die Situation entwickeln lässt. Die Charaktere sind keineswegs einfach und es fällt einem auch nicht immer leicht, sie sympathisch zu finden, doch Stück für Stück legt die Autorin uns ihr Leben da und man fängt an sie zu schätzen und zu verstehen. Gustavs Mutter ist zwar eine egoistische und kaltherzige Frau, doch wenn man erfährt, welches Leben sie sich erhofft hat und was dann alles passierte, um in der kleinen Wohnung allein mit Gustav zu landen, empfindet man Mitleid mit ihr. Sie gibt Gustav mit, er müsse sich jederzeit beherrschen und durch ihre mangelnde Liebe wird Gustav lebenslang zu einem Suchenden, der versucht alle Menschen glücklich zu machen, um Dank und Zuneigung als Gegenleistung zu erhalten. Dass er sich damit nicht selbst zerstört, sondern dennoch seinen Weg macht, finde ich umso bewundernswerter.
Der Roman „Und damit fing es an“ von Rose Tremain entsteht vollkommen aus seinen Figurenkonstellationen und kommt mit wenig vorantreibender Handlung aus. Aus den Gesprächen der Figuren und den Gedanken von Gustav erfährt man so viel, dass sich langsam ein Bild zusammenfügt und eine lebendige Geschichte entsteht. Mich hat der Roman unglaublich fasziniert und auf eine Reise mitgenommen, die ich nur sehr ungern mit der letzten Seite beendet habe. 



Hier geht es zur Leseprobe im Insel Verlag. 

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