Dienstag, 22. November 2016

Julian Fellowes "Belgravia"


Belgravia – der Inbegriff von Luxus, Adel und Aufstieg im 19. Jahrhundert in London. James Trenchard hat sich seinen Erfolg mühsam erarbeitet, vom Proviantmeister beim Militär wird er zum Investor des neuen Stadtteils Belgravia in London, in dem auch Lord und Lady Brockenhurst ihr Haus haben. Die beiden Familien verbindet eine Geschichte, die kurz vor der berühmten Schlacht von Waterloo in Belgien begann. Denn den Sohn der Brockenhursts verband eine Liebelei mit Trenchards hübscher Tochter Sophia, die nicht ohne Folgen geblieben ist und auch über zwanzig Jahre später noch das Leben der Familien beeinflusst.
Julian Fellowes ist bekannt für seine Serie „Downton Abbey“ und mit „Belgravia“ gelingt ihm ein Roman, der der Serie an Qualität in nichts nachsteht. Mitte des 19. Jahrhundert spielend, stellt Fellowes besonders das über Jahrhunderte  erlernten und ausgeprägten Standesdenken des Adels in den Mittelpunkt und die heute antiquiert wirkenden Vorstellungen von Liebe, Ehe und Familie. Dabei dreht sich alles um die Familien Brockenhurst und Trenchard, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten und einen als Leser dennoch beide auf ihre Art für sich einnehmen. Auch wenn sie verschiedene Vorstellung davon haben, wie das Leben aussehen sollte und welche Ziele erreichbar sind, haben sie das Herz am rechten Fleck und so ist man als Leser teilweise hin- und hergerissen, wie man diese beiden Familien denn nun zusammenbringen soll. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, Fellowes überzeugt sowohl durch die detailreichen historischen Beschreibungen als auch durch sein abwechslungsreiches und dennoch sehr realistisch gezeichnetes Personal. Hier handelt es sich nicht um einen historischen Roman, der nur die Frage wer am Ende wen heiraten wird in den Mittelpunkt stellt. Er setzt sich bewusst mit der bestehenden Gesellschaft auseinander und gibt dem Leser so einen echten Einblick in das Leben der Menschen. Wie durch ein kleines Guckloch ist man dabei, wenn Adlige zum Tee laden oder Zofen gerade erbeuteten Klatsch weitertragen. So macht die Lektüre eine große Freude.
Mich hat „Belgravia“ beim Lesen einfach begeistert, weil es sich so positiv von vielen schnulzigen historischen Romanen abhebt und die gesamte Gesellschaft in den Blickpunkt des Lesers rückt. Julian Fellowes hat eine gute Idee großartig umgesetzt und entführt seine Leser auf eine spannende Reise ins 19. Jahrhundert. 

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Hier geht es zur Leseprobe vom C. Bertelsmann Verlag. 

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